Orte der Kindheit – Sind Spielplätze Orte für Kinder?

Spielplatz – kinderfreundlich

 

Die Ausgangslage

 

Spiel ist ein Kulturereignis, gemeint ist Alltagskultur. „Etwas Kunstvolles, das uns den Tag verschönt“ und dazu beiträgt, ein „sinnvolles Leben“ zu führen. Kinder neigen zur spielerischen, oft anders geordneten, kreativen, spontanen, unperfekten Kulturaktivität. In allen ihren Erlebnisfeldern (auch vor der Kasse im Supermarkt) spielen Kinder besonders gerne. Erwachsene halten Spiel bei den jüngeren Menschen für wichtig, leider nicht immer für angemessen. Kaum jemand würde Kindern Spiel grundsätzlich verbieten wollen. Jeder ist von der, zumindest teilweisen Nützlichkeit dieser Aktivitäten für die Kinder überzeugt. Es werden Schonräume, Spielplätze für die Kinder geschaffen. Doch damit beginnen auch schon die Schwierigkeiten. Die Grenzen der Erwachsenen engen ein. Die gefährliche, die erwachsengerechte Umwelt wird so abgesichert, dass sie für die Kinder wieder künstlich angeregt werden muss. Wo es nichts mehr zu entdecken gibt, wo alles vorgedacht und vorgefertigt ist, wird Spielerisches nur sehr begrenzt möglich sein. Bei zunehmender Zivilisation und damit verbundene Dichte und Komplexität der Lebensformen und bei der Neigung in unserer deutschen Gesellschaft, alles regeln zu wollen, wird der Spielraum für Kinder immer enger. Wenn schon Kinderspiel, dann nach den Normen der Erwachsenen, die ja genau wissen und regeln, was für Kinder „gut“ ist.

 

Wir Erwachsene haben vielerlei Interessen am Kinderspiel, z.B.: Spielende Kinder stören seltener die eigenen Aktivitäten, die angeregte Auseinandersetzung lenkt das Interesse auf viele Erfahrungen, welche die Unabhängigkeit der Kinder erhöhen und damit verbunden, erweitern sich Fähigkeiten Kenntnisse der Kinder. Kinder regulieren ihre Spannungs- und Entspannungszustände, selbst. Meistens haben Kinder beim und nach der spielerischen Aktivität positive Gefühlsstimmungen. Zufriedenheit bringt keine zusätzlichen Konflikte. Doch auch für Kinder ist Spiel etwas sehr Bedeutsames. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese enorme Beliebtheit und damit Häufigkeit daran liegt; dass Kinder sich nach Selbstgesetzten und selbstveränderbaren Regeln verhalten können: Kinder erleben sich als mächtig. Damit verbunden ist das Erlebnis der freien Wahl der Zeit, der Gegenstände, Materialien, der Partner. Wichtig ist den Kindern, dass sie selbständig, Gefühle anregen und beruhigen können, dass Kinder Selbstgesetzte oder akzeptierte Handlungsentwürfe, wie geplant beherrschen können. Kinder erleben mit Vergnügen ihre Vollkommenheit. Sie genießen durch die „Als ob“, Situation des Spiels, innere Grenzenlosigkeit. So wird der Schonraum oft zur Welt wo vieles möglich ist.

 

Wie verhalten sich Kinder?

 

Kinder tun prinzipiell das, wo nach ihnen der Kopf steht. Kinder sind Forscher und Entdecker. Sie erkunden von sich aus die Welt. Sie lassen darin nicht beirren, obwohl sie auch oft irren. Sie lernen durch Versuch und Irrtum. Wer als Erwachsener häufig belehrt, behindert und stört oft mehr als er nützt. Was Spiel ist, bestimmen die Kinder immer wieder neu. Kinder lernen in der handelnden Auseinandersetzung mit der Welt. Begreifen kommt von „Greifen“. Bevor das Abstrakte gedacht werden kann, muss das Konkrete „durchspielt“ werden. Kinder sind dabei nicht allein Sie treten häufig in Mengen auf. Leben hat eine soziale Komponente, „Wir gehören zusammen“.

 

Jedes Kind hat seine eigene Zeit, seinen eigenen Rhythmus. Wer zu spät kommt, ist mit im „Spiel“. Kinder haben viele Sinne, sie wollen nicht nur „Sitzen und Schauen“. „Schön grün“ ist für sie kein Abenteuer. Kinder haben viele Sprachen, die wahrgenommene Welt wird ausgedrückt, angereichert mit Erregungen, Interpretationen, Meinungen.

 

 

Was macht einen Spielplatz kinderfreundlich?

 

Lernorte für Kinder gibt es viele, kinderfreundliche Spielplätze sind etwas seltener. Sie haben eine bildende Ordnung / Struktur. Hier wirken und gestalten Personen mit Absicht und Zielen, mit Abstand und Zeit. Hier wirkt der gestaltete Raum als Freiraum, als Raum mit Lücken, die Kinder füllen können. Der kinderfreundliche Spielplatz ist fehlerfreundlich. Kinder können Hand anlegen, er ist nicht mit Anreizen vollgestellt, er ist nicht perfekt, nicht mit Angeboten überfüllt, dass Kinder nur noch „spielen“ müssen. Kinder mögen keine Reizüberflutung, Kindern hilft eine klare, für sie durchschaubare räumliche und zeitliche Struktur. Diese nutzen die Kinder dann nach eigener Kreativität. Planer und Betreiber sollten dies berücksichtigen.

 

Genauer gesagt heißt das:

 

Die Kinder brauchen einen Spielplatz mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden um sich ihren passenden selbst aussuchen zu können.

 

Die Kinder brauchen einen Spielplatz mit verschiedenen Aktionsmöglichkeiten, eine überschaubare Vielfalt.

 

 

Der kinderfreundliche Spielplatz ermöglicht Kindern folgende Tätigkeiten:

 

  • Malen und Denkmale bauen
  • Springen, balancieren, hüpfen
  • Balgen, sich auf dem Boden wälzen
  • Liegen, dösen, ausruhen
  • Mit Sand, Erde, Holz, Metall, Kunststoff und Steinen bauen und konstruieren
  • Mit Bällen und Kugeln spielen
  • Laufen und fangen
  • Verstecken und suchen
  • Klettern und schaukeln
  • Rutschen
  • Matschen, mit Wasser spielen
  • Geräusche und Klänge machen
  • Sich verkleiden, anderen etwas vorspielen und zeigen
  • In Höhlen kriechen
  • Die Lebenssituationen Erwachsener nachzuspielen
  • Feuer machen, kochen und backen
  • Tiere beobachten und kontakten
  • Pflanzen säen, beobachten und ernten
  • Essen und trinken
  • Tanzen und Musik machen
  • Sprechen und hören

    Fragebogen: Orte der Kindheit
    Wo habt Ihr Euch früher herumgetrieben?
    Eine kleine Untersuchung übers Gestern fürs Morgen.
    Bitte mitmachen
    http://www.unperfekthaus.de/projekte/kinder-kultur-werkstatt/Fragebogen%20Orte%20der%20Kindheit-1.pdf

     


     

     

Über Wolfgang Bort

Mitarbeiter der Spielwerkstatt Rhinozeros betreibt im Essener Unperfekthaus eine Kinder Kultur Werkstatt
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